Coaching Methoden
oder
Coaching Werkzeugkasten
Axel W. MöllerDie richtigen Werkzeuge – richtig eingesetzt.
Im Coaching werden die unterschiedlichsten Methoden oder Werkzeuge angewendet. Viele Coaches haben sich auf eine bestimmte Methode (weit verbreitet z.B. NLP) spezialisiert und wenden diese Methode als ‚reine Lehre‘ bei ihren Klienten an.
Andere Coaches haben für sich aus dem Repertoire der Methoden eine mehr oder weniger eigene Methode entwickelt, die sie regelmäßig praktizieren.
Ich halte es für eine besondere Coaching-Kompetenz, aus den verschiedensten Methoden oder ‚Schulen‘ jeweils diejenigen Werkzeuge auszuwählen, die mir in der individuellen Situation geeignet erscheinen. Die verschiedenen Methoden und Werkzeuge werden – um größere Wirkung zu erzielen – auch oft miteinander kombiniert bzw. ergänzen sich.
Um Ihnen einen Überblick zu geben, mit welchen Methoden oder Werkzeugen ich arbeite, stelle ich hier einige – ohne wissenschaftlichen Anspruch – vor. Zu allen Begriffen finden sich z.B. bei Wikipedia nähere Erläuterungen mit teilweise auch kritischen Auseinandersetzungen sowie weitere Fundstellen, sodass ich mir diese hier erspare.
Wichtig ist zu erwähnen, dass die Wahl und Anwendung eines jeden Werkzeugs in jedem Augenblick respektvoll und wohlwollend als Angebot an den Klienten gemacht wird. Für ihn ist es jederzeit freiwillig und mit dem selbstverständlichen Recht, jederzeit ab- oder zu unterbrechen.
Die folgende Reihenfolge ist zufällig und die Aufzählung nicht abschließend.
- systemischer Ansatz: oft knüpft ein Problem an ein bestimmtes Beziehungssystem (z.B. Familie, Unternehmen etc.) an. Eine erfolgreiche Analyse und Lösung wird dieses ausdrücklich mit einbeziehen, und dabei insbesondere eigene Anteile und Möglichkeiten/Modelle der Veränderungen berücksichtigen. Eine besondere Methode sind hier die sogenannten ‚zirkulären Fragen‚, die auf eine Außensicht und damit neue Perspektive abzielen.
- lösungsfokussierte Arbeit: ausgehend von dem Ansatz, dass jeder in sich das Potential hat, selbst die beste Lösung für sein Problem zu finden, wird der Klient durch wohlwollend positive Unterstützung auf dem Weg zur eigenen Lösung begleitet und ihm damit gleichzeitig die Erfahrung eigener kraftvoller Ressourcen ermöglicht.
- Arbeit mit Kommunikations- oder Konfliktmodellen: durch die Vermittlung theoretischer Modelle zu Alltagshandeln werden die Einsicht in bestimmte Reaktionen und die Verantwortung dafür erweitert.
- Aufstellungsarbeit: in dieser aus der Familienaufstellung abgeleiteten Methode geht es darum, z.B. innerliche Konstellationen, Systeme oder zwischenmenschliche Beziehungen durch die Aufstellung in einem Raum für den Klienten aus neuer Perspektive sichtbar und in den einzelnen Elementen auch spürbar zu machen. Damit werden neue Einsichten für Kopf und Gefühl erlebbar gemacht.
- Metaphern: man kennt den ‚Freud’schen Versprecher‘ als die ‚Botschaft des Unbewussten‘. Kreativ entwickelte Bilder (Metaphern) können bei Bedarf diesen Zugang zum Unterbewusstsein gezielt – in beide Richtungen – nutzen.
- Psycho-Drama: es wird ermöglicht, belastende Gedanken in einem geschützten Rahmen bei offenem und wohlwollendem Feedback kreativ ‚weiterzuspinnen‘ und als (Theater-)Spiel auszuleben, um damit die eigenen Grenzen, manchmal sein geheimes Innerstes oder auch nur neue Horizonte näher zu erkunden. Eine weit verbreitete Untergruppe davon sind z.B. Rollenspiele.
- offene Themen erkennen und schließen: aus der Gestalttherapie kommend werden die Themen, die sich einem ungewollt immer wieder aufdrängen, identifiziert und durch das Gewahrwerden im ‚hier und jetzt‘ soweit (auf-)gelöst, dass sie sich weniger oder nicht mehr ungewollt aufdrängen. Eine spezielle Anwendung davon ist der sogenannte ‚leere Stuhl‚.
- inneres Team: die verschiedenen Teilnehmer von inneren Zwiegesprächen aufzudecken und in einem Team aufzustellen, fördert die Selbsterkenntnis und die Möglichkeit gezielter Berücksichtigung und Einflussnahme.
- Autosuggestion, Trance, Phantasiereisen: diese aus der Hypnosetherapie abgeleiteten Werkzeuge werden z.B. in der Meditation oder dem autogenen Training seit langem wegen ihrer ‚heilenden‘ Wirkung erfolgreich eingesetzt und können darüber hinaus helfen, oft unbewusste Grundansichten zu identifizieren.
- NLP – Neuro-Linguistische-Programmierung: aus dem gezielt gesteuertem Zusammenwirken von Sprache, Imagination, Aktion und Wahrnehmung werden im Gehirn neue Verhaltens- oder Prozessmuster angelegt, die dem Klienten zu verändertem Verhalten verhelfen.
- Dissoziation: eine zu tiefe emotionale Betroffenheit steht schon neurophysiologisch einer eloquenten Problemlösung entgegen. Durch die Sicht eines angenommenen Dritten (Dissoziieren) wird die eigene emotionale Betroffenheit reduziert und eigene Problemlösungen ermöglicht.
- Umdeutung (Refraiming): ähnlich wie beim Dissoziieren wird die eingefahrene Sichtweise und damit verbundenen Emotionen durch das Herstellen eines neuen – oft überraschenden – neuen Sinn- oder Lebenszusammenhangs in Frage gestellt und der Boden bereitet für eine veränderte Sichtweise. In diesem Zusammenhang sind auch Humor/Witz und Provokation sehr wirksame Werkzeuge.
- paradoxe Intervention: davon ausgehend, dass alles, was jemand tut, ihm – oft ohne sich dessen bewusst zu sein – einen bestimmten Nutzen bringt, wird hier durch das provoziert ‚Paradoxe‘ dieser Hintergrund erkennbar gemacht und ist damit für (Ver-)Änderungen zugänglich.
- EFT – Emotional Freedom Techniques: durch z.B. Klopfen von verschiedenen Stellen am Körper (Akupressur- oder Meridianpunkte) können Ängste, Stress und andere belastende Spannungen gelöst werden.
- EMDR – Eye Movement Desensitization and Reprocessing: aus der neueren Traumaforschung entwickelte Methode tiefsitzende belastende Erlebnisse durch bestimmte Augenbewegungen wirksam zu entspannen und dadurch z.B. zwanghafte Muster im Verhalten aufzulösen und Handlungsalternativen zu entwickeln.
- Skalierung subjektiver Wahrnehmung: auf dem Weg zu einem zumeist nicht objektiv messbaren Ziel eine Verbesserung zahlenmäßig angeben zu können, motiviert für den weiteren Weg und aktiviert zusätzliche Selbstunterstützungskräfte.
- Fragetechniken: neben den sich aus den einzelnen Methoden ergebende Arten Fragen zu stellen, gibt es eine Vielzahl von erprobten Fragen und Fragetechniken, die helfen Klarheit und Lösung für ein Problem zu finden, z. B. die Wunderfrage oder das Paraphrasieren.
- Zielvereinbarungen: dieses in modernen Unternehmen weit verbreitete Werkzeug kann auch im Coaching heute mit Erfolg unterstützend eingesetzt werden. Es gelten dabei die gleichen Wirkprinzipien.
- Rituale, symbolisches Handeln: die Arbeit mit diesen Methoden kann helfen, jemandem Form und Struktur beim Umgang mit bestimmten Themen finden zu lassen, z.B. chaotisch (empfundene) Zustände für die Zukunft zu strukturieren und damit beherrschbar(er) zu machen.
- Projektionen, Resonanzen: in der äußeren Welt Aspekte der eigenen inneren Welt zu entdecken, ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Selbsterkenntnis und für gezielte Veränderungen an sich selbst.
- (und weitere)
Diese Methoden eingebettet in ein Beratungskonzept, in dem durch vergleichbare Erfahrungen und Kompetenz ‚Augenhöhe‘ hergestellt wird, lassen jederzeit Raum für die Entscheidung des Klienten, wie weit er sich auf einen bestimmten Weg einlassen will, ohne gleichzeitig den grundsätzlichen Coaching-Auftrag damit gefährden zu müssen.